DIHK, Pressemitteilung vom 20.12.2012
Erfolg oder Misserfolg der Energiewende entscheidet sich in den Regionen, bei den Bürgern und bei den Unternehmen. Dort wird erneuerbarer Strom erzeugt, Energie effizienter eingesetzt und Infrastruktur aufgebaut. Hier zeigt sich, inwieweit Anspruch und Wirklichkeit politischer Entscheidungen übereinstimmen. Zurzeit klafft eine Lücke. Aus Sicht der Wirtschaft überwiegen deshalb die Risiken die Chancen. Die Politik ist aufgerufen, die Energiewende als das postulierte Gemeinschaftswerk umzusetzen und genau hinzuschauen, was vor Ort geschieht.
Die Skepsis überwiegt …
Der DIHK hat für ein Energiewende-Barometer über 2.300 Unternehmen nach ihren Einschätzungen zu Fortschritten und Defiziten gefragt. Auf einer Skala von -100 ("sehr negativ") bis +100 ("sehr positiv") bewerten die Unternehmen die Auswirkungen der Energiewende auf ihre Wettbewerbsfähigkeit aktuell mit durchschnittlich -12,5. Die Chancen der Energiewende wie die Erschließung neuer Geschäftsfelder und Absatzmärkte wiegen Risiken wie Preisanstiege und Sorgen um die Versorgungssicherheit im Moment nicht auf.
… vor allem bei der Industrie, im Mittelstand und in Ostdeutschland
Jeder zweite Industriebetrieb verbindet mit der Energiewende einen Rückgang seiner Wettbewerbsfähigkeit. Das spiegelt sich im pessimistischsten Barometerwert wider. Der Mittelstand bewertet die Energiewende mit -19 (20 bis 249 Mitarbeiter) bzw. -16 (250 bis 499 Mitarbeiter) schlechter als Klein- oder Großunternehmen. Mit Blick auf die Regionen wirkt sich die Energiewende unterschiedlich aus: Während sich im Norden Gewinner und Verlierer fast die Waage halten, sieht insbesondere die ostdeutsche Wirtschaft schwerwiegende Auswirkungen auf ihre Wettbewerbsfähigkeit.
Unternehmen setzen auf Eigeninitiative, …
Die Nachteile hoher Energiepreise in Deutschland versuchen die Unternehmen durch einen sparsameren Umgang zumindest teilweise wieder wettzumachen. Immer mehr Unternehmen setzen auf ein strategisches betriebliches Energiemanagement. Sie wechseln ihren Energieversorger, schließen langfristige Bezugsverträge und investieren in konventionelle bzw. erneuerbare Eigenerzeugung. Die Steigerung der Energieeffizienz ist dabei ihre Maßnahme Nummer eins. Viele Wege führen hier zum Ziel: Von der Mitarbeiterqualifikation über die Einführung eines Managementsystems bis hin zur Teilnahme an Effizienznetzwerken sind die Unternehmen aktiv.
… stellen aber auch klare Forderungen an die Politik!
Versorgungssicherheit ist für die Unternehmen das Top-Thema. Folgerichtig fordern knapp 80 Prozent von der Politik, sich stärker für den Netzausbau einzusetzen. Ein wichtiger Baustein dafür ist, Planungs- und Genehmigungsverfahren zu beschleunigen. Gestiegene Energiekosten und insbesondere die Stromkosten belasten die Wirtschaft. Die Forderung nach Senkung der Steuern und Abgaben auf den Strompreis erreicht daher bei der Umfrage unter den Netzwerken den 2. Platz. Mit der Stromsteuer hat die Bundesregierung einen Hebel, den Kostenanstieg noch 2013 zu dämpfen. Als unbedingt notwendig erachten die Unternehmen auch, dass die Abstimmung der politischen Ziele und Maßnahmen zwischen allen politischen Ebenen verbessert wird.
Das IHK-Energiewende-Barometer finden Sie auf der Homepage des DIHK.
Quelle: DIHK