Bundesregierung, Pressemitteilung vom 04.02.2013
Der OECD-Länderbericht stellt Deutschland ein gutes Zeugnis aus. Die Zuwanderung für Fachkräfte ist einfacher geworden. Fehlende oder schlechte Deutschkenntnisse bleiben jedoch die größte Hürde für ausländische Arbeitnehmer.
"Für uns ist es sehr interessant, mit diesem Bericht den Spiegel vorgehalten zu bekommen", sagte Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen bei der Vorstellung des Berichts in Berlin. Deutschland gehört zu den OECD-Ländern, das für die Zuwanderung von hochqualifizierten Arbeitskräften inzwischen sehr geringe Hürden hat. Dennoch fehlen den Arbeitgebern häufig Informationen, wie sie ausländische Bewerber suchen und finden können.
Gute Bedingungen für Zuwanderung
Der stellvertretende Generalsekretär der OECD, Yves Leterme, stellte zusammen mit Ministerin von der Leyen, den Bericht "Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte: Deutschland" vor. "Der Wohlstand Deutschlands hängt wesentlich davon ab, ob es ihm gelingt, trotz seiner alternden Bevölkerung wettbewerbsfähig zu bleiben", erklärte er.
Der Bericht zieht ein positives Fazit: Für Akademiker aus Drittstaaten gibt es seit August 2012 mit Einführung der EU-Blue-Card großzügige gesetzliche Regelungen für eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis in Deutschland. Wer ein Mindestjahres-Gehalt von 46.000 Euro nachweisen kann, darf einreisen. In Mangelberufen gilt dies bereits bei einem Jahresgehalt ab 36.000 Euro. Außerdem ist es möglich, mit einem sechsmonatigen Visum in Deutschland nach Arbeit zu suchen.
Das Verfahren zur Anerkennung im Ausland erworbener Berufsabschlüsse ist klar geregelt. Jeder, der einen Antrag auf Anerkennung stellt, muss innerhalb von drei Monaten einen Bescheid erhalten. Darin muss auch darüber informiert werden, wie eventuell fehlende Qualifikationen nachgereicht werden können.
Dauerhafte Zuwanderung zu zögerlich
Obwohl es gute Rahmenbedingungen gibt, fällt die dauerhafte Arbeitsmigration im internationalen Vergleich gering aus. Wie aus dem OECD-Bericht hervorgeht, ist die Zuwanderung nach Deutschland zurückhaltend. In Deutschland liegt die Zahl der Arbeitsmigranten aus Ländern außerhalb der EU und der Europäischen Freihandelsregion EFTA bei 25.000 pro Jahr. Das entspricht lediglich 0,02 Prozent der Bevölkerung. Andere Länder wie Kanada und das Vereinigte Königreich haben fünf bis zehnmal so viele Zuwanderer.
Arbeitgeber suchen zu wenig Personal im Ausland
Deutsche Arbeitgeber suchen nur selten Personal aus dem Ausland. Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) tun sich oft besonders schwer, geeignete Kandidaten im Ausland zu finden. Zwar mangelt es ihnen sogar noch häufiger an Fachkräften als großen Firmen, im Unterschied zu diesen haben sie aber keinen konzerninternen internationalen Personalaustausch, über den sie Angestellte werben könnten.
Für die Studie wurden 1.100 Arbeitgeber danach gefragt, warum sie keine ausländischen Fachkräfte suche. Im Ergebnis zeigte sich, dass viele deutsche Arbeitgeber nicht genau über die Rahmenbedingungen Bescheid wissen: Es fehlt an Informationen und es gibt Vorbehalte gegenüber dem deutschen Antragssystem.
Unbegrenzte Zuwanderung für Akademiker
Tatsächlich ist in Deutschland die Zahl hochqualifizierter Einwanderer pro Jahr nicht begrenzt. Die Bearbeitungszeit der Anträge ist kurz, das Verfahren selbst kostengünstig. Nur selten werden Bewerber für hochqualifizierte Tätigkeiten abgelehnt. Auch internationale Hochschulabsolventen erhalten in Deutschland vergleichsweise großzügigen Zugang zum Arbeitsmarkt. Sie haben nun 18 Monate Zeit, einen Job zu suchen.
"Das wichtigste ist Information, das die Menschen wissen, wie die Regeln sind, wie einfach es ist, sich am globalen Arbeitsmarkt zu orientieren", sagte von der Leyen und wies darauf hin, dass zwei Informationsplattformen im Internet eingerichtet worden sind. Diese Informationsangebote richten sich einerseits an in Deutschland lebende Fachkräfte, andererseits an potenzielle Zuwanderer sowie an Arbeitgeber.
Größte Hürde: fehlende Deutschkenntnisse
Die deutsche Sprache ist eine große Barriere für die Arbeitsmigration. In vielen Unternehmen gelten gute Deutschkenntnisse als wichtigstes Einstellungskriterium. "Das Zuwanderungssystem in seiner jetzigen Form trägt der Bedeutung der deutschen Sprache auf dem Arbeitsmarkt noch nicht genügend Rechnung", so Leterme weiter. Er plädierte dafür, den Deutschunterricht in den wichtigsten Herkunftsländern potenzieller Arbeitsmigranten zu fördern. Neben der Fähigkeit, sich auf Deutsch zu verständigen spielt im Arbeitsprozess die Fachsprache eine besonders wichtige Rolle.
Die Bundesarbeitsministerin wies darauf hin, dass die Bundesregierung ein Sonderprogramm in Höhe von 140 Millionen Euro zur Förderung der Mobilität von jungen Fachkräften in der EU auf den Weg gebracht hat. Damit werden vor allem Sprachkurse im Heimatland, Zuschüsse für Reisekosten zu Vorstellungsgesprächen oder Praktika bei deutschen Arbeitgebern finanziert.
Zuwanderung von Facharbeitern wird erleichtert
So großzügig das deutsche Migrationssystem bei akademischen Berufsbildern ist, so schwierig gestaltet es die Zuwanderung in Fachberufe, die keinen Hochschulabschluss voraussetzen. Kleine und mittelständische Unternehmen erwarten hier in Zukunft sogar größere Engpässe als bei Hochqualifizierten. Nicht-EU-Bürger haben bislang kaum Chancen, in Deutschland Stellen auf mittlerem Qualifikationsniveau anzunehmen.
Die Bundesregierung hat deshalb die deutsche Beschäftigungsverordnung überarbeitet. Damit wird die Arbeitsmigration auch für Fachkräfte aus Drittstaaten möglich. Geplant ist, die Vorlage Ende Februar im Kabinett zu beschließen. Dann kann die neue Beschäftigungsverordnung Anfang Juli in Kraft treten.
"Wir sind einen weiten Weg in kurzer Zeit gegangen. Vor drei Jahren ging es vorrangig um Abwehr von Zuwanderung, jetzt zeichnet sich ein Gesinnungswandel ab. Wir fragen nicht mehr, woher jemand kommt, wir fragen, was jemand kann", resümierte von der Leyen.
Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage der OECD.
Quelle: Bunderegierung