- Zuwachs von 6 % ggü. Vorjahr im 2. Quartal 2020
- Bankkredite mildern pandemiebedingte Liquiditätslücken der Unternehmen ab
- Treiber des Kreditneugeschäfts sind langfristige Finanzierungen
- Zur Jahreswende hin abflauende Dynamik erwartet
Die deutsche Wirtschaft hat durch die Corona-Pandemie einen tiefgreifenden Schock erlitten. Im 2. Quartal ist die Wirtschaftsleistung um rund 10 Prozent eingebrochen. Aus den Einschränkungen des öffentlichen Lebens resultierten für die Unternehmen erhebliche Umsatzeinbußen und teilweise existenzbedrohende Liquiditätslücken, die jedoch durch die Ausweitung der Kreditvergabe abgemildert werden konnten. Dafür spricht der erneut deutliche Zuwachs des von KfW Research berechneten Kreditneugeschäfts der Banken und Sparkassen mit heimischen Unternehmen und Selbständigen im 2. Quartal. Zwischen April und Juni reichten die Finanzinstitute 6,0 % mehr Kredite aus als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Das Wachstumstempo hat sich gegenüber dem Jahresbeginn (+7,3 %) kaum verlangsamt
Nachdem die Unternehmen zunächst auf kurzfristige Kreditinstrumente (z. B. Auslastung vorhandener Kreditlinien) zurückgegriffen hatten, waren im abgelaufenen Quartal die langfristigen Finanzierungen die Treiber des Kreditneugeschäfts: Im 2. Quartal legten sie mit einem Plus von 17 % außergewöhnlich stark zu. Ein Teil des Anstiegs ist sicherlich auf Stundungsvereinbarungen zurückzuführen. Darüber hinaus dürfte diese Entwicklung aber auch durch die Nutzung staatlicher Kreditgarantien, darunter die KfW-Corona-Hilfe-Programme, erleichtert worden sein.
„Für die Stabilität der wirtschaftlichen Entwicklung ist die starke Zunahme langfristiger Finanzierungen eine gute Nachricht“, kommentiert Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW, diese Entwicklung. „Die längeren Fristen erhöhen die Finanzierungssicherheit für die Unternehmen und strecken die Belastung aus den Krisenverlusten über die Zeit. Das verbessert die Aussichten für eine nachhaltige Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs.“
Die Finanzierung von Investitionen, die laut den Meldungen des Statistischen Bundesamtes dramatisch eingebrochenen sind, dürfte für die Zunahme bei den langfristigen Finanzierungen allenfalls eine untergeordnete Rolle gespielt haben.
Trotz des kräftigen Wachstums ist die Dynamik des Kreditneugeschäfts im 2. Quartal etwas hinter den Erwartungen von KfW Research zurückgeblieben. Angesichts der Finanznöte der Unternehmen und der steigenden Ausfallrisiken stellt sich die Frage, ob die Banken das Kreditangebot übermäßig einschränken. Dafür gibt es bislang keine Anzeichen. Zwar haben die Schwierigkeiten beim Kreditzugang etwas zugenommen, die Verschärfungen sind bislang aber nur moderat. Bei der Befragung zur KfW-ifo Kredithürde Ende Juni klagte lediglich ein Fünftel der Mittelständler über restriktive Banken. Während der globalen Finanzkrise war dieser Anteil mehr als doppelt so hoch. Die Gründe für das etwas schwächer als erwartete Kreditwachstum dürften vielmehr darin liegen, dass die Unternehmen neben dem Bankkredit weitere Wege zur Beschaffung von Finanzmitteln beschritten haben; die Nutzung staatlicher Zuschussprogramme etwa, oder die Ausweitung der Anleiheemissionen.
Im weiteren Jahresverlauf dürfte das Kreditneugeschäft deutlich abflauen, auch ein Rückgang ist im Bereich des Möglichen. KfW Research rechnet für das 3. Quartal derzeit mit einer Zunahme von 3,5 %. Durch die weitgehende Lockerung der Corona-Maßnahmen hat bereits im Verlauf des 2. Quartals die wirtschaftliche Erholung eingesetzt und die Liquiditätslücken werden kleiner. Gleichzeitig dürfte die Investitionstätigkeit der damit verbundene Finanzierungsbedarf länger schwach bleiben. Die Prognoseunsicherheit ist jedoch angesichts der Einzigartigkeit der Corona-Krise außergewöhnlich hoch.
Wirtschaft bricht etwas weniger stark ein als erwartet
Die deutsche Volkswirtschaft hat wegen der Corona-Pandemie ihren stärksten Einbruch in der Nachkriegszeit erlebt. Die Bundesregierung rechnet aufgrund des starken Einbruchs in der ersten Jahreshälfte für das Jahr 2020 preisbereinigt mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 5,8 %. Allein im zweiten Quartal ist das Bruttoinlandsprodukt um 9,7 % gegenüber dem Vorquartal zurückgegangen. Der Tiefpunkt der Rezession wurde aber bereits im Mai durchschritten. Die Monatsindikatoren zeigen seitdem deutliche Erholungstendenzen. Für das kommende Jahr wird angesichts des sich abzeichnenden Aufholprozesses ein Plus von 4,4 % erwartet. Das Vorkrisenniveau des Bruttoinlandsprodukts dürfte allerdings erst zu Beginn des Jahres 2022 wieder erreicht werden.
Die Bundesregierung geht in ihrer Projektion davon aus, dass es nicht noch einmal zu solch weitreichenden Maßnahmen zur Beschränkung der sozialen Kontakte im öffentlichen Raum zum Schutz von Gesundheit und Leben kommen muss wie in der zweiten Hälfte des März und im April. Steigenden Infektionszahlen wird man durch gezielte und regional begrenzte Maßnahmen entgegenwirken, so dass sich die wirtschaftliche Belebung in den kommenden Monaten weiter nach und nach entfalten kann. Der Erholungsprozess dürfte angesichts des Pandemieverlaufs in wichtigen Handelspartnerländern aber langsam voranschreiten und eine Zeit lang andauern.
Der Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Peter Altmaier:
„Mein Dank gilt vor allem den Bürgerinnen und Bürgern in unserem Land für ihr verantwortungsvolles Handeln in den letzten Monaten zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Jetzt gilt es, diesen Erfolg durch weiterhin hohe Wachsamkeit zu sichern. Der Aufholprozess der Wirtschaft nach dem Lockdown im Frühjahr hat eingesetzt und unterstreicht die Stärke und Widerstandskraft der Unternehmen in Deutschland und die hohe Leistungsbereitschaft Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Er zeigt auch, dass der beispielslose Schutzschirm, den die Bundesregierung aufgespannt hat und das auf den Weg gebrachte Konjunkturpaket – beides mit einem Gesamtvolumen von über 1 Billion Euro – bei den Menschen und Unternehmen ankommen und klare Impulse gegeben, um die Wirtschaft wieder auf einen Wachstumspfad zurückzubringen.
Für das dritte Quartal des laufenden Jahres erwarten wir ein deutliches Wirtschaftswachstum. Die Stimmung in den Unternehmen war zuletzt wieder überwiegend positiv und die Geschäftserwartungen sogar besser als vor der Corona-Krise. Auch der Arbeitsmarkt sendet erste positive Signale. Das sind gute Nachrichten, die uns aber nicht darüber hinwegtäuschen dürfen, dass der Aufholprozess angesichts des weltweiten Pandemiegeschehens noch längere Zeit in Anspruch nehmen wird.“
Weitere Einzelheiten der Projektion:
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Die Auswirkungen der Corona-Pandemie stürzen die Weltwirtschaft in eine schwere Rezession, deren Ausmaß die Finanzkrise 2008/09 übersteigt. In Anlehnung an die Prognosen internationaler Organisationen (IWF, OECD) erwarten wir im Jahresdurchschnitt 2020 einen Rückgang der Weltwirtschaftsleistung in Höhe von 4,4 % und eine Erholung im Jahr 2021 um 6,2 %.
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Für Deutschland sind Rückgänge bei der Mehrheit der Verwendungskomponenten des Bruttoinlandsprodukts zu erwarten. Aufgrund der negativen Entwicklung der Absatzmärkte gehen die deutschen Exporte im Jahr 2020 um 12,1 % zurück (2021: +8,8 %).
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Die geringere Binnennachfrage und der geringere Bedarf an Vorleistungsgütern aus dem Ausland machen sich bei den Importen bemerkbar. Nicht zuletzt aufgrund der umfangreichen Maßnahmen zur Stützung von Einkommen und Nachfrage gehen die Importe nicht so stark zurück wie die Exporte (-8,1 % im Jahr 2020 und +7,5 % im Jahr 2021).
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Daher dürfte der deutsche Leistungsbilanzüberschuss in Relation zum nominalen Bruttoinlandsprodukt in 2020 sinken und auch in 2021 unterhalb des Niveaus von 2019 verbleiben.
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Investitionen in Ausrüstungen hängen eng mit der kapitalintensiven Exportindustrie zusammen. In Folge der pandemiebedingten Rezession des Verarbeitenden Gewerbes und der generell gestiegenen Unsicherheit gehen wir im Jahr 2020 von einem deutlichen Rückgang der Investitionen in Ausrüstungen aus (-16,5 %). Mit einer allmählich einsetzenden wirtschaftlichen Erholung dürften sie im Jahr 2021 jedoch wieder anziehen (+12,0 %).
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Die Nachfrage nach Bauinvestitionen erweist sich als robust. Sie wird einerseits durch das weiter bestehende Niedrigzinsumfelds und darüber hinaus durch erhöhte Liquidität angetrieben (2020: +3,8 %). Im kommenden Jahr dürften jedoch u. a. das weiter steigende Preisniveau und die Kapazitätsengpässe seitens der Unternehmen das Wachstum dämpfen (2021: +2,4 %).
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Nachfragestützend wirken des Weiteren im Jahr 2020 weiterhin die staatlichen Konsumausgaben (+4,8 %). Im Jahr 2021 werden sie auf hohem Niveau fortgeführt, wenn auch wieder etwas zurückgenommen (-0,4 %). Auch die Ausgaben für staatliche Anlageninvestitionen nehmen im Prognosezeitraum erst kräftig zu und konsolidieren sich im darauffolgenden Jahr (2020: +12,1 %, 2021: -4,1 %).
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Der Arbeitsmarkt war in den Monaten März bis Mai stark unter Druck geraten. Im laufenden Jahr dürfte die Erwerbstätigkeit um 380 Tausend Personen zurückgehen. Besonders betroffen sind geringfügig Beschäftigte. Die Kurzarbeit war im April auf ein noch nie dagewesenes Ausmaß angestiegen (5,9 Mio. Personen) und verhindert auch weiterhin viele Entlassungen. Die Arbeitslosigkeit dürfte im Jahresdurchschnitt auf 5,9 % ansteigen. Am aktuellen Rand zeichnet sich eine Erholung auch am Arbeitsmarkt ab, die sich im Jahresverlauf 2021 fortsetzen dürfte (Jahresdurchschnitt 2021: Erwerbstätigkeit +190 Tausend Personen, Arbeitslosigkeit -110 Tausend Personen).
Die gesamtwirtschaftlichen Eckwerte der Interimsprojektion bilden die Grundlage für die gesonderte Steuerschätzung vom 8. bis 10. September 2020.
Startups verstärken Kooperationen mit Mittelstand und Konzernen
Deutsche Startups arbeiten verstärkt mit etablierten Unternehmen zusammen. Aktuell geben 9 von 10 Startups (90 Prozent) an, mit Mittelständlern und Konzernen zu kooperieren, vor einem Jahr waren es erst 8 von 10 (79 Prozent). Am häufigsten entwickeln Gründer und Etablierte gemeinsam neue Produkte und Dienstleistungen (68 Prozent), rund 6 von 10 Startups (59 Prozent) kooperieren auf andere Weise, etwa bei Gründerwettbewerben. Gut jedes vierte Startup (24 Prozent) gibt an, dass andere Unternehmen eine finanzielle Beteiligung halten. Das ist das Ergebnis einer Befragung von mehr als 200 Startups im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. „Die Erkenntnis, dass von Kooperationen Startups und etablierte Unternehmen gleichermaßen profitieren, setzt sich immer weiter durch. Die einen holen sich neueste Technologie, innovative Lösungen und Know-how ins Haus, die anderen Branchenerfahrungen, Aufträge und Referenzprojekte“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. „Diesen direkten Austausch zwischen Gründern und Etablierten zu fördern, ist gleichermaßen aktive Startup- wie Wirtschaftsförderpolitik.“
Die wenigen Startups, die gar nicht mit anderen Unternehmen zusammenarbeiten, geben dafür vor allem fehlendes Budget und fehlende Kontakte an – aber auch, dass es am Interesse der Etablierten mangelt (je 40 Prozent). Dies bestätigt auch ein Blick auf die Gesamtwirtschaft: So geben in einer Bitkom-Studie aus dem April zwei Drittel (65 Prozent) der Unternehmen mit 20 oder mehr Mitarbeitern aus allen Branchen an, dass sie bislang überhaupt nicht mit Startups zusammenarbeiten.
Kurzarbeit sinkt weiter langsam
Die Zahl der Firmen mit Kurzarbeit sinkt weiter langsam. Im August waren es noch 37 Prozent der Unternehmen, die an der ifo Konjunkturumfrage teilnehmen. Im Juli waren es 42 Prozent. „Der Anteil an Firmen mit Kurzarbeit war über fast alle Branchen hinweg rückläufig, auch wenn es insgesamt immer noch viele sind“, sagt ifo-Arbeitsmarktexperte Sebastian Link. Spitzenreiter blieb im August die Industrie mit 53 Prozent der Firmen, nach 57 Prozent im Juli.
Bei den Dienstleistern befanden sich im August noch 33 Prozent der Firmen in Kurzarbeit, nach 39 Prozent im Juli. Im Handel fiel der Anteil von 31 Prozent im Juli auf 26 Prozent im August. Vergleichsweise wenig betroffen war das Bauhauptgewerbe, wo nur 7 Prozent der Unternehmen Kurzarbeit fuhren, nach 11 Prozent im Juli.
In den aggregierten Zahlen der großen Wirtschaftszweige verbergen sich riesige Unterschiede. Das zeigt sich besonders deutlich an den Dienstleistern. Obwohl der Durchschnittswert nur 33 Prozent betrug, waren im August 88 Prozent der Reisebüros und -veranstalter in Kurzarbeit, 74 Prozent Arbeitskräftevermittler, 71 Prozent der Hotels, 69 Prozent der kreativen und künstlerisch tätigen Betriebe, 52 Prozent der Gastronomieunternehmen und 40 Prozent der Verlage. Besonders wenig Kurzarbeit gab es im August im Grundstücks- und Wohnungswesen mit 4,2 Prozent sowie bei Informationsdienstleistern mit 2,8 Prozent.Ähnlich gemischt sieht es in der Industrie aus: Der Durchschnittswert beträgt dort 53 Prozent. Dennoch waren im August noch 80 Prozent der Metallerzeuger und -bearbeiter in Kurzarbeit. Bei den Herstellern von Bekleidung waren es 67 Prozent und bei den Herstellern von Metallerzeugnissen ebenfalls 67 Prozent. In der Autobranche betrug der Anteil 65 Prozent der Unternehmen, in der Chemie hingegen nur 34 Prozent, bei den Herstellern von Nahrungsmitteln 14 Prozent und bei der Pharmazie 4 Prozent.
DIW Konjunkturbarometer August: Starkes drittes Quartal kein Grund für Entwarnung
Das Konjunkturbarometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) steigt auch im August deutlich, auf nunmehr 105 Punkte. Damit liegt es zum ersten Mal seit Ende 2017 wieder oberhalb der 100-Punkte-Marke, die ein durchschnittliches Wachstum der deutschen Wirtschaft anzeigt. Im laufenden dritten Quartal dürfte die hiesige Wirtschaftsleistung – wenn auch nach dem historischen Einbruch vom Frühjahr von einem weitaus niedrigeren Niveau aus – kräftig wachsen, um rund dreieinhalb Prozent.
DIW-Konjunkturchef Claus Michelsen warnt aber vor verfrühter Euphorie: „Auch ein wohl kräftiges Plus im dritten Quartal reicht bei Weitem noch nicht, um die Krise zu überwinden. Diese wird uns noch eine ganze Weile begleiten. Hinzu kommt, dass derzeit gleich mehrere Faktoren das Wachstum nach oben verzerren. So ermöglichen die Lockerungen der Corona-Maßnahmen eine Wiederaufnahme zuvor unterbundener Aktivitäten und die Lieferketten funktionieren langsam wieder. Stellenweise ist das also noch immer ein Anfahren aus dem Stillstand heraus und kein normales wirtschaftliches Wachstum.“
So schwungvoll dürfte es im weiteren Verlauf nicht weitergehen. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt bleibt angespannt: „Durch Kurzarbeit können Unternehmen zwar vorerst Entlassungen vermeiden. Da die Nachfrage aber in einigen Bereichen gedämpft bleibt, auch weil die Verbraucherinnen und Verbraucher ihr Konsumverhalten möglicherweise nachhaltig ändern, dürfte die im Frühjahr in die Höhe geschossene Arbeitslosigkeit hoch bleiben“, sagt Simon Junker, Experte für die Konjunktur in Deutschland. Auch die Sorgen vor einer zweiten Infektionswelle dürfte die Entwicklung belasten.
Das nächste DIW Konjunkturbarometer erscheint am 30. September 2020.
Importpreise im Juli 2020: -4,6 % gegenüber Juli 2019
Die Importpreise waren im Juli 2020 um 4,6 % niedriger als im Juli 2019. Wie das Statistische Bundesamt weiter mitteilt, hatte die Veränderungsrate gegenüber dem Vorjahr im Juni 2020 bei -5,1 % gelegen, im Mai 2020 bei -7,0 %. Gegenüber dem Vormonat Juni 2020 stiegen die Importpreise im Juli um 0,3 %.
Starker Preisrückgang bei importiertem Erdöl und Erdgas im Vorjahresvergleich, aber deutlicher Anstieg gegenüber Vormonat
Der Rückgang der Importpreise gegenüber Juli 2019 war vor allem durch die Entwicklung der Einfuhrpreise für Energie beeinflusst. Energieeinfuhren waren im Juli 2020 um 31,5 % billiger als im Juli 2019, wiesen aber gegenüber dem Vormonat Juni 2020 ein deutliches Plus auf (+7,6 %). Den größten Einfluss auf die Jahresveränderungsrate für Energie hatte Erdöl mit einem Minus von 29,8 %. Auch wenn die Erdölpreise nach ihrem krisenbedingten Einbruch von Dezember 2019 bis April 2020 zum dritten Mal in Folge wieder deutlich stiegen (+14,3 % gegenüber Juni 2020, +109 % gegenüber April 2020), liegt der Indexstand noch unter dem Vorkrisenniveau.
Die Preise für Erdgas lagen 33,5 % unter denen von Juli 2019. Die Preise für Mineralölerzeugnisse fielen im Vorjahresvergleich um 34,6 %.
Der Einfuhrpreisindex ohne Energie war im Juli 2020 um 1,4 % niedriger als im Juli 2019. Lässt man nur Erdöl und Mineralölerzeugnisse außer Betracht, lag der Einfuhrpreisindex um 2,4 % unter dem Stand des Vorjahres.
Preisrückgänge bei Vorleistungsgütern, aber deutliche Preissteigerungen bei Edelmetallen im Vorjahresvergleich
Die Preise für importierte Vorleistungsgüter lagen im Juli 2020 um 3,0 % unter denen des Vorjahresmonats. Es verbilligten sich unter anderem Holz- und Zellstoff (-16,3 %), Kunststoffe in Primärformen (-10,9 %), Roheisen, Stahl und Ferrolegierungen (-7,8 %). Papier, Pappe und Waren daraus (-6,8 %) sowie elektronische Bauelemente (-5,2 %). Dagegen lagen die Preise für Edelmetalle und Halbzeug daraus nach wie vor erheblich über dem Niveau des Vorjahresmonats (+23,9 %).
Die Preise für importierte Investitionsgüter lagen im Juli 2020 um 0,5 % unter denen von Juli 2019. Während unter anderem Smartphones (-7,3 %) und Tablets (-7,2 %) billiger waren, wurden Kraftwagen und Kraftwagenmotoren zu 1,4 % höheren Preisen als im Juli 2019 importiert.
Gebrauchsgüter waren im Vergleich zum Vorjahr 0,4 % billiger. Die Importpreise für Verbrauchsgüter fielen um 0,1 % gegenüber dem Vorjahr. Insbesondere Fleisch- und Fleischerzeugnisse waren im Vergleich zum Vorjahr 3,0 % billiger.
Die Einfuhrpreise für landwirtschaftliche Güter lagen 0,4 % höher als im Juli 2019 (-1,9 % gegenüber dem Vormonat). Während insbesondere Äpfel (+16,5 %), Zitrusfrüchte (+15,1 %) und Rohkaffee (+11,3 %) deutlich teurer waren als vor einem Jahr, wurden vor allem Mandeln (-32,0 %), lebende Schweine (-19,9 %), Paprika (-18,9 %) und Naturkautschuk (-9,4 %) zu niedrigeren Preisen importiert.
Der Index der Ausfuhrpreise lag im Juli 2020 um 1,1 % unter dem Stand von Juli 2019. Im Juni 2020 hatte die Jahresveränderungsrate bei -1,0 % und im Mai 2020 bei -1,2 % gelegen. Gegenüber dem Vormonat Juni 2020 blieben die Ausfuhrpreise im Durchschnitt konstant.
Konsumklima: Erholung vorerst gestoppt
Die Hoffnung auf eine rasche Erholung des Konsumklimas hat im August einen deutlichen Dämpfer erhalten. Nach drei starken Anstiegen in Folge verliert der Indikator spürbar. Während Konjunkturerwartung und Anschaffungsneigung nur noch minimal zulegen, muss die Einkommenserwartung einen deutlichen Rückgang hinnehmen. Da auch die Sparneigung aktuell ansteigt, prognostiziert GfK für September 2020 einen Wert von -1,8 Punkten und damit 1,6 Punkte weniger als im August dieses Jahres (revidiert -0,2 Punkte). Das sind Ergebnisse der GfK-Konsumklimastudie für August 2020.
„Steigende Infektionszahlen und die Furcht vor einer Verschärfung der Corona-bedingten Beschränkungen sorgen für Verunsicherung und drücken folglich auf die Stimmung. Die Mehrwertsteuersenkung, die zum 1. Juli in Kraft trat, kann die Konsumneigung zwar stützen, aber aktuell noch keine stärkeren Impulse verleihen“ erklärt Rolf Bürkl, GfK Konsumexperte. „Ob es sich hierbei nur um eine vorübergehende Eintrübung handelt, hängt vor allem von der weiteren Entwicklung des Infektionsgeschehens und den von der Politik zu ergreifenden notwendigen Maßnahmen ab.“
Besonders deutlich zeigt sich die Verunsicherung bei der Einkommenserwartung, die nach drei Anstiegen in Folge im August wieder spürbare Einbußen erleidet. Der Indikator sinkt nach einem Minus von 5,8 Punkten auf 12,8 Punkte – ein Minus von gut 37 Punkten gegenüber dem Vorjahreswert.
Der Anstieg der Sparneigung um 5,5 Zähler in diesem Monat signalisiert ebenfalls zunehmende Verunsicherung und belastet das Konsumklima.
Anschaffungsneigung steigt nur noch minimal
Im Gegensatz zu den Einkommensaussichten kann die Anschaffungsneigung ihr gutes Niveau noch einmal verbessern. Mit einem Plus von 1,2 Zählern ist der Zuwachs allerdings gering. Mit aktuell 43,7 Punkten liegt der Indikator nur noch gut fünf Zähler unter dem Wert des Vorjahres.
Konjunkturerwartungen mit geringen Zuwächsen
Die Konjunkturaussichten der Verbraucher legen im August ebenfalls zum vierten Mal in Folge zu. Allerdings ist auch hier der Zuwachs mit 1,1 Zählern eher gering. Der Indikator klettert auf 11,7 Punkte. Dies ist bereits der vierte Anstieg in Folge. Ein besserer Wert wurde zuletzt mit 14,8 Punkten im November 2018 gemessen.
Nach wie vor gehen die Verbraucher davon aus, dass sich die deutsche Wirtschaft, auch mit Hilfe umfangreicher Konjunkturpakete für Wirtschaft und Verbraucher, aus der schwersten Rezession der Nachkriegszeit herausarbeiten kann. Dies setzt allerdings voraus, dass der Anstieg der Infektionszahlen zum Stillstand kommt und keine drastischen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie oder sogar ein zweiter Lockdown notwendig werden.
Für eine durchgreifende und nachhaltige Erholung der deutschen Wirtschaft ist es zudem überaus wichtig, dass auch die Abnehmerländer deutscher Exporte rasch auf die Beine kommen.
COVID-19 stellt die duale Berufsausbildung im Ausland vor neue Herausforderungen
Die Corona-Pandemie wirkt sich in Deutschland und zahlreichen anderen Ländern auf den Ausbildungsmarkt aus. Viele Betriebe müssen immer noch auf Sicht fahren. Daher ist in etlichen Unternehmen noch nicht endgültig über das konkrete Lehrstellenangebot entschieden. Zudem hatten es Betriebe und Schulabgänger wegen der Pandemiebeschränkungen schwer, zueinander zu finden.
Die Zahl der neuen Ausbildungsverträge wird daher in diesem Jahr hierzulande zurückgehen. Andere Länder sind noch weitaus stärker von der Pandemie betroffen – wie stellt sich die Situation dort dar?
Weniger Ausbildungsplätze weltweit
Anderswo waren und sind die Corona-bedingten Einschränkungen für Unternehmen und Bürger einschneidender als in Deutschland; vor entsprechend großen Herausforderungen stehen Betriebe und die Berufliche Bildung in vielen Ländern: Ausgangssperren erschweren die Bewerbungsprozesse ebenso wie mangelnde technische Ausstattungen. Die Umsätze der Unternehmen sind rückläufig, staatliche Hilfsmaßnahmen geringer als in Deutschland.
Mit der Unterauslastung der Kapazitäten sinkt auch der aktuelle Bedarf an Fachkräften. Das wirkt sich wiederum auf die Nachfrage nach Auszubildenden aus. So zögern auch deutsche Unternehmen momentan, ihr Ausbildungsengagement im Ausland auszubauen, und das Wachstum der dortigen Ausbildungskapazitäten stagniert.
AHKs weiten digitale Dienstleistungen aus
Für die 49 Auslandshandelskammern, Delegationen und Repräsentanzen der Deutschen Wirtschaft (AHKs), die sich seit Jahren im Bereich der Berufsbildung engagieren, liegt das Hauptziel 2020 deshalb darin, die Unternehmen in dieser schwierigen Phase bestmöglich zu unterstützen.
Dafür werden aktuell beispielsweise die Online-Dienstleistungsangebote für Unternehmen und Partner ausgeweitet, Online-Kurzseminare für Corona-spezifische Themen angeboten oder zum Beispiel Sitzungen von Prüfungsausschüssen auf Online-Formate umgestellt. Die AHKs wollen dabei Kurs halten: Drei Viertel der Kammern planten laut einer DIHK-Umfrage im April, ihre Ausbildungsaktivitäten trotz der Corona-Pandemie weiter auszubauen.
Bedarf der Unternehmen nach Fachkräften bleibt mittelfristig groß
Entscheidendes Motiv für die AHK-Aktivitäten rund um die Berufsbildung bleibt die Nachfrage der (deutschen) Unternehmen vor Ort nach qualifizierten Fachkräften. Aber auch die Bildungspolitiker vieler Länder schauen neugierig auf das deutsche System der Berufsbildung, das zum größten Teil in den Unternehmen umgesetzt wird und auch in Krisenzeiten hilft, die (Jugend-) Arbeitslosigkeit im Zaum zu halten. AHKs können Politik und Verwaltung in den Gastländern zum Thema Berufsbildung „made in Germany“ beraten.
Dabei steht jede AHK vor der Herausforderung, ihre Berufsbildungsangebote an die Bedürfnisse der Unternehmen und der Politik im jeweiligen lokalen Kontext anzupassen und gleichzeitig Standards gerecht zu werden, die weltweit vergleichbar sein sollen.
Für die weitere Zukunft der Berufsbildung im Ausland wäre es ein Gewinn, wenn die Abschlüsse nach deutschem Standard zukünftig sowohl im jeweiligen Land als auch in Deutschland rechtlich anerkannt würden. Was im Hochschulbereich beispielsweise mit Double Degrees inzwischen gang und gäbe ist, sollte auch im Bereich der Beruflichen Bildung möglich sein. Gespräche auf politischer Ebene hierzu laufen und könnten den dualen Ausbildungen im Ausland einen zusätzlichen Schub verleihen.
Kräftige Erholung nach Tiefpunkt im April, doch jetzt nimmt der Gegenwind zu
- KfW Research erwartet für 2020 Rückgang der deutschen Wirtschaftsleistung um 6 %, Prognose von 5 % Wachstum für 2021
- Einbruch in der Eurozone 2020 mit -8 % noch stärker, 2021 aufholendes Wachstum von 6 % erwartet
- Zweite Corona-Infektionswelle größtes Konjunkturrisiko
Die Corona-Pandemie hat in Deutschland und der Eurozone zu einem historischen Einbruch der Wirtschaftsleistung geführt. Auf den Tiefpunkt im April folgte eine schnelle Aufholbewegung, deren anfänglich hohes Tempo sich aber schon aktuell wieder deutlich verlangsamen dürfte. Nach der relativ mechanischen Erholung durch die Aufhebung vieler Eindämmungsmaßnahmen wird der verbleibende Abstand zum Niveau der Wirtschaftsaktivität vor der Krise immer schwieriger zu überwinden. KfW Research erwartet für Deutschland 2020 weiterhin einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um rund 6 %, gefolgt von einem Wachstum von 5 % im nächsten Jahr. Das Vorkrisenniveau dürfte bis Ende 2021 wieder erreicht werden. Im Euroraum insgesamt dürfte das Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr um rund 8 % schrumpfen. Für 2021 kann mit einem aufholenden Wachstum von etwa 6 % gerechnet werden.
In Deutschland ist insbesondere für die exportorientierte Industrie mit einem zunehmenden nachfrageseitigen Gegenwind zu rechnen. Bei rapide steigenden globalen Corona-Infektionszahlen bleibt die Unsicherheit enorm hoch. Zusätzlich wird die Investitionstätigkeit von Unternehmen im In- und Ausland durch die wegen der Krise erhöhte Verschuldung gebremst. Daneben dürfte die Arbeitslosigkeit in Europa zunächst weiter zunehmen, was Zweitrundeneffekte auf den Konsum und insbesondere auf den Absatz von langlebigen Gütern, wie Autos haben dürfte. Angesichts wieder steigender Fallzahlen auch hierzulande muss aber auch in bestimmten Dienstleistungsbereichen, wie der Gastronomie oder der Veranstaltungsbranche, eher mit einer Verschärfung als mit einer Lockerung der bestehenden Einschränkungen gerechnet werden.
„Im Herbst- und Winterquartal erwarte ich nur noch eine sehr langsame Aufholbewegung des deutschen und europäischen Wirtschaftswachstums“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. Da die Impfstoffentwicklung aber schnell vorankomme, sei es eine realistische Annahme, dass in wohlhabenden Volkswirtschaften wie den Euroländern ab dem Frühjahr 2021 Massenimmunisierungen beginnen. „Ein effektiver Corona-Impfstoff wäre der ‚Gamechanger‘.“ Damit dürfte es zu einer Aufhebung weiterer Eindämmungsmaßnahmen und vor allem zu einem Vertrauensschub kommen. Bis Ende 2021 können wir dann das Vorkrisenniveau des BIP wieder erreichen. Insgesamt dürfte durch die Corona-Krise 2020 und 2021 in Deutschland eine Wirtschaftsleistung von etwa 340 Mrd. Euro gegenüber dem Potentialwachstum verloren gehen.“
Eine ausgeprägte zweite Infektionswelle hierzulande und in Europa insgesamt bleibt jedoch ein bedeutendes Abwärtsrisiko für die wirtschaftliche Erholung. Ausgehend von einem niedrigen Niveau steigen die täglich gemeldeten Neuinfektionen in vielen europäischen Ländern und auch in Deutschland seit Mitte Juli wieder an. Als Basisszenario geht KfW Research davon aus, dass der Anstieg der Neuinfektionen mit einer effektiveren Nachverfolgung von Infektionsketten und ökonomisch relativ unschädlichen Maßnahmen wie einer verschärften Maskenpflicht, Einschränkungen im privaten Bereich und der strengeren Durchsetzung bestehender Abstandsregeln gestoppt werden kann.
Umsatzentwicklung im Juli 2020: +1,9 % zum Vormonat
Der Umsatz der gewerblichen Wirtschaft in Deutschland hat sich im Juli 2020 weiter erholt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, legte der nominale (nicht preisbereinigte) Umsatz im Juli 2020 saison- und kalenderbereinigt um 1,9 % gegenüber dem Vormonat zu. Der Umsatz ist damit seit dem Tiefpunkt im April 2020 im dritten Monat in Folge gestiegen, liegt aber noch um 5,0 % niedriger als im Februar 2020, dem Monat vor Beginn der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie in Deutschland.
Diese Entwicklung zeigt der Frühindikator für die Konjunkturentwicklung der gewerblichen Wirtschaft, der aus den monatlichen Umsatzsteuervoranmeldungen ermittelt wird. Er ermöglicht frühzeitige Aussagen zur Umsatzentwicklung, bevor die amtlichen Ergebnisse aus den Erhebungen nach Wirtschaftsbereichen vorliegen, und zählt daher zu den experimentellen Daten. Die gewerbliche Wirtschaft umfasst die Bereiche Industrie, Bau sowie Handel und Dienstleistungen.
Der Umsatzindex wird monatlich aktualisiert und auf der Seite „
EXDAT – Experimentelle Daten
“ im Internetangebot des Statistischen Bundesamtes zur Verfügung gestellt.
Die Ergebnisse zur Umsatzentwicklung sind neben weiteren Indikatoren zur Einordnung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie auch auf der Sonderseite
Corona-Statistiken
im Internetangebot des Statistischen Bundesamtes verfügbar.