DIHK, Pressemitteilung vom 08.11.2012
Die Zeitarbeitsbetriebe in Deutschland stehen vor neuen Herausforderungen. Die Geschäftserwartungen sind eingetrübt und steigende Arbeitskosten werden laut aktueller DIHK-Konjunkturumfrage mehr und mehr zum Geschäftsrisiko.
Risiko: Arbeitskosten…
Sechs von zehn Zeitarbeitsunternehmen sehen in den Arbeitskosten derzeit eine Gefahr für ihre wirtschaftliche Entwicklung. Im Frühsommer des Jahres waren das "nur" 48 Prozent und vor einem Jahr 37 Prozent. In der Gesamtwirtschaft wird dieses Risiko derzeit nur von jedem dritten Unternehmen gesehen. Eine Ursache für den deutlichen Anstieg und die Befürchtungen in der Arbeitnehmerüberlassung dürften die seit November vielfach gültigen Branchenzuschläge sein, die z. B. in der Metall- und Elektroindustrie fällig werden. Dadurch steigen für Zeitarbeiter ab einer Beschäftigungsdauer von sechs Wochen in einem Betrieb mit der Einsatzzeit auch die Zuschläge auf bis zu 50 Prozent. Vor dem Hintergrund politischen Drucks und einer möglichen gesetzlichen "Equal Pay-Regelung haben sich die Tarifpartner auf diese Lösung geeinigt. Das ist im Zweifel positiv für das Ansehen der Branche. Aber auf die Entleihbetriebe kommen dadurch höhere Kosten zu. Und es lässt sich nicht ausschließen, dass sie diese flexible Beschäftigungsform dann weniger nutzen und stattdessen Teile der Produktionskette ins Ausland verlagern.
…und wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen
Die Unternehmen im Bereich der Arbeitnehmerüberlassung sehen die aktuelle Entwicklung der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen besonders skeptisch. 58 Prozent sehen darin ein Geschäftsrisiko, während es branchenübergreifend 42 Prozent sind. Hierfür spielen auch Befürchtungen weiterer gesetzlicher Einschränkungen eine Rolle – wie z. B. Equal-Pay-Vorschriften, Übernahmeverpflichtungen oder eine starre Begrenzung der Überlassungsdauer.
Blick nach vorne eingetrübt
Diese Risiken, verbunden mit der allgemeinen Konjunkturabschwächung und den weiterhin bestehenden Unsicherheiten durch die Euro-Schuldenkrise.. sorgen dafür, dass die Betriebe der Zeitarbeit pessimistischer in die Zukunft blicken. Generell ist diese Branche von wirtschaftlichen Schwankungen stärker betroffen als andere. Vor diesem Hintergrund haben sich die Geschäftserwartungen von Zeitarbeitsbetrieben für die kommenden Monate deutlich eingetrübt. Über 40 Prozent der Unternehmen rechnen mit einer Verschlechterung ihrer Geschäftslage – im Frühsommer waren es lediglich 13 Prozent. Nur 13 Prozent gehen noch von einer Verbesserung aus – im Juni erwartete noch mehr als jeder dritte Betrieb eine bessere Entwicklung. In der Gesamtwirtschaft haben sich die Aussichten hingegen deutlich weniger verschlechtert. Das bleibt nicht ohne Folgen für die Beschäftigung im Bereich der Arbeitnehmerüberlassung. Jedes dritte Unternehmen rechnet damit, Personal abbauen zu müssen. Gerade für Arbeitslose und Geringqualifizierte sinken dadurch Jobchancen. Denn die Zeitarbeit bietet insbesondere ihnen die Gelegenheit zum Einstieg in Arbeit. Mehr als 60 Prozent der Zeitarbeiter waren vor dieser Beschäftigung ohne Job. Fast jeder ..ritte hat keine Berufsausbildung, während der Anteil in der Wirtschaft insgesamt mit 13 Prozent nicht mal halb so hoch ist.
Flexibilität bewahren
Zeitarbeit bietet Unternehmen die wichtige Möglichkeit, flexibel auf Auftragsschwankungen zu reagieren. Für Arbeitslose bietet sie gute Einstiegschancen und damit die Unabhängigkeit von staatlichen Transferleistungen. Nach der Finanz- und Wirtschaftskrise hat die Zeitarbeit in den Jahren 2010 und 2011 einen erheblichen Beitrag zum Beschäftigungsaufbau insgesamt geleistet, vielfach wurden die Zeitarbeitnehmer zudem von den Kundenbetrieben übernommen. Die Beschäftigungsform der Arbeitnehmerüberlassung ist Bestandteil des deutschen Arbeitsmarktes, sie darf nicht als "prekär" verteufelt und durch neue gesetzliche Vorgaben eingeschränkt werden.
Quelle: DIHK